Liegenschaften aller Lindenauer Ortsteile finden Sie hier

Häuserliste

Karl-Ferlemann-Straße 16

04177 Leipzig-Lindenau

Bildinhalt: Biographische Angaben zu Otto Engert sind im Handbuch
Biographische Angaben zu Otto Engert sind im Handbuch "Deutsche Kommunisten" zu finden.

Hier in der damaligen Reuterstraße 16 wohnte [1942, 1943 der Milchhändler] Otto Engert.

Geboren am 24. Juli 1895 in Prößdorf im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Er wanderte nach der Zimmermannslehre durch Deutschland. 1913 Mitglied der SPD, während des Krieges kam er als Soldat an die Front. Engert schloß sich der USPD an und ging 1920 zur KPD. Er war der einzige kommunistische Abgeordnete im Kreisrat Altenburg und wurde 1924 und erneut 1927 in den Thüringer Landtag gewählt. Seit dieser Zeit war er hauptamtlich tätig, wurde Unterbezirks-Leiter der KPD, 1927/28 Redakteur bei der »Sächsischen Arbeiterzeitung«. 1927 zu einem Jahr Festung verurteilt. Er hatte sich ein großes theoretisches Wissen angeeignet und wurde oft zu Schulungskursen herangezogen. Engert gehörte zum rechten Parteiflügel und wandte sich Ende 1928 mit der Mehrheit der Thüringer Landtagsabgeordneten gegen den ultralinken Kurs. Deswegen 1929 aus der KPD ausgeschlossen, trat er der KPO [Kommunistische Parteiopposition] bei, in der er bis 1933 wirkte. Im Juli 1929 zum Bürgermeister (er kandidierte für die KPO) in Neuhaus am Rennsteig gewählt (mit 11 gegen 8 Stimmen), er amtierte dort von 1930 bis 1933. Der damalige Thüringer Innenminister Frick (NSDAP) hat ihn im März 1931 vorübergehend dieses Postens enthoben. Nach 1933 illegal für die KPO tätig, half er seiner Frau [Ehefrau Milda Engert, 1899-1985], die in Leipzig einen Gemüseladen [?] eröffnet hatte. Engert wurde in Leipzig verhaftet, zu acht Monaten Zuchthaus verurteilt und anschließend ins KZ Sachsenburg verschleppt.
Nach seiner Freilassung kooperierte er wieder mit illegalen Gruppen der KPD und war 1943/44 der theoretische Kopf der Widerstandsgruppe um Georg Schumann, für die er zusammen mit Alfred Schmidt die politische (von der offiziellen KPD-Linie abweichende) »Plattform« schuf. Im Juli 1944 erneut verhaftet, blieb er trotz schwerer Mißhandlungen standhaft. Er wurde zum Tode verurteilt (seine Frau zu langjähriger Zuchthausstrafe). In seinem letzten Brief schrieb er: »Darüber, ob das, was ich tat, richtig und notwendig war, wird einst die Geschichte entscheiden.«
Otto Engert wurde am 11. Januar 1945 in Dresden hingerichtet.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Adreßbuch der Reichsmessestadt Leipzig mit Markkleeberg, Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Mölkau 1942, 1943
- Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten: Engert, Otto. In: Hermann Weber, Andreas Herbst (Hrsg.): Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
- Wolfgang Enke: Kurzer Überblick über das Leben Otto Engerts. In: Altenburger Geschichts- und Hauskalender 1995. S. 72-76.
- www.stolpersteine-leipzig.de/index.php?id=297



Bildinhalt: Vor der Karl-Ferlemann-Straße 16 in Leipzig-Lindenau erinnert ein sogenannter Stolperstein des Kölner Bildhauers Gunter Demnig an Otto Engert.
Vor der Karl-Ferlemann-Straße 16 in Leipzig-Lindenau erinnert ein sogenannter Stolperstein des Kölner Bildhauers Gunter Demnig an Otto Engert.
 


Zurück zur Übersicht