Liegenschaften aller Lindenauer Ortsteile finden Sie hier

Häuserliste

Paul-Küstner-Straße 14

04177 Leipzig-Lindenau

Bildinhalt: Werbeschrift der Fa. P. Küstner, Leipzig-Lindenau, Ottostraße 14, Leipzig W 33, gegründet 1897, älteste Spezialanstalt zur Ausbildung in landwirtschaftlicher Geschäfts- und Buchführung, landwirtschaftlichem Rechnungswesen und Selbstverwaltungsfächern.
Werbeschrift der Fa. P. Küstner, Leipzig-Lindenau, Ottostraße 14, Leipzig W 33, gegründet 1897, älteste Spezialanstalt zur Ausbildung in landwirtschaftlicher Geschäfts- und Buchführung, landwirtschaftlichem Rechnungswesen und Selbstverwaltungsfächern.

Hier wohnte von 1932-1944 Paul Küstner.

Ein sogenannter "Stolperstein" des Kölner Bildhauers Gunter Demnig zur Erinnerung an Paul Küstner (1896-1945), Volkswirt, Opfer der nationalsozialistischen Diktatur, Namensgeber der heutigen Paul-Küstner-Straße, liegt hier vor seinem Wohnhaus in der damaligen Ottostraße 14 (heutige Paul-Küstner-Str. 14) ebenerdig im Gehweg.

Paul Küstner wurde am 22.7.1896 in Giebichenstein (Halle) geboren. Er besuchte ab 1902 die Volksschule und dann die Thomasschule. 1911 schloss er sich der Wandervogelbewegung an. 1914 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. An der Westfront stationiert, geriet er in englische Kriegsgefangenschaft und verbrachte drei Jahre auf der Insel Jersey. Nachdem er mit dem Ende des Krieges in die Schweiz kam und in Davos sein Abitur ablegen konnte, kehrte er 1919 nach Leipzig zurück. Er begann ein Studium als Diplom-Volkswirt an der Universität. 1922 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Er arbeitete in einer "staatlich anerkannten Lehranstalt für landwirtschaftliche Geschäfts- und Buchführung". 1932 zog er in die damalige Ottostraße nach Leipzig-Lindenau.

1936 heiratete er Irmgard Dressler. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Zu dieser Zeit unterhielt er illegale Kontakte zum politischen Widerstand gegen das NS-Regime (u.a. mit Richard Lehmann, den er seit Anfang der 1920er Jahren kannte). Über ihn liefen Kontakte zur Exilleitung der KPD in Prag. Weiterhin war er 1935/36 in der "Roten Hilfe" aktiv und unterstützte die Angehörigen von politischen Gefangenen.

Während des Krieges war Paul Küstner Mitglied in einer kommunistischen Widerstandsgruppe in Leipzig. Er beteiligte sich an der Herstellung von Flugblättern.

Im Rahmen der umfangreichen Verhaftungswelle nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20.7.1944 ("Aktion Gitter") wurde auch Paul Küstner am 5.8.1944 verhaftet. Zu dieser Zeit war er Wehrmachtsangehöriger. Er wurde aus der Wehrmacht entlassen und der Gestapo übergeben. Paul Küstner musste geahnt haben, was das bedeutet und was ihn erwartet. Am 4.9.1944 verfasste er einen Abschiedsbrief an seine Frau: "Für mich ist bald alles vorbei, wenngleich mir noch schreckliches bevorsteht, aber ich will es ertragen, so tapfer ich kann bis zum Ende."

Gegen ihn wurde nun wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" ermittelt. Zu einem Prozess kam es nicht mehr, was die Hoffnungen auf Überleben in der Leipziger Untersuchungshaft schürte. Doch sieben Tage vor der Befreiung der Stadt durch die US-Armee verübte die Leipziger Gestapo ein letztes Massaker. Am 12. April 1945 gehörte Paul Küstner (48 Jahre) zu jenen 52 Gefangenen, die auf dem Truppenübungsplatz Lindenthal erschossen und in einem Bombentrichter verscharrt wurden.

Sein Grab befindet sich heute auf dem Friedhof Leipzig-Lindenau in der Merseburger Straße 148 direkt neben dem Grab der befreundeten Familie Claus. Familie Claus wohnte über mehrere Generationen hinweg im Haus Demmeringstraße 42. Dort lebte Bernhard Claus (1867-1942), Lehrer, Demokrat, Politiker, Mitglied des sächsischen Landtages, bis zu seinem Tode während des Zweiten Weltkrieges. Zu Beginn der Naziherrschaft wurde Bernhard Claus als Demokrat aus dem Schuldienst entlassen.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Familienunterlagen - Danke!
- www.stolpersteine-leipzig.de
- Dr. Dieter Kürschner: Was sich hinter Leipziger Straßennamen verbirgt: Paul-Küstner-Straße. In: Leipzigs Neue, 24.8.2007
- Carsten Vogt: Kommunistischer Widerstand in Leipzig, wiss. Arbeit, Universität Leipzig, 2001
- Sammlung Lindenauer Stadtteilverein e. V.


Hier, in der damaligen Ottostraße 14 in Leipzig W 33, lebte die Vortrags- und Rundfunkkünstlerin Martina Springer.

Hier, in der Paul-Küstner-Straße 14, erteilte in den 1940er und 1950er Jahren die Pianistin Doris Schliebe-Kluthmann in ihrer Wohnung Klavierunterricht.

Quellen/Literatur/Weblinks:
- Adreßbuch der Reichsmessestadt Leipzig mit Markkleeberg, Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Mölkau 1943
- Leipziger Adreßbuch mit Markkleeberg, Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Mölkau 1949
- Sammlung Lindenauer Stadtteilverein e. V.
> Lack- und Farbengroßhandlung Gerhardt Schliebe, William-Zipperer-Straße 37

Bildinhalt: Das Grab von Paul Küstner jun. (geboren 1896, ermordet 1945) befindet sich auf dem Friedhof Leipzig-Lindenau in der Merseburger Straße 148.
Das Grab von Paul Küstner jun. (geboren 1896, ermordet 1945) befindet sich auf dem Friedhof Leipzig-Lindenau in der Merseburger Straße 148.
 


Zurück zur Übersicht