Liegenschaften aller Lindenauer Ortsteile finden Sie hier
Häuserliste
Lindenauer Markt 22 Lindenlädchen
04177 Leipzig-Lindenau
zur Geschichte
1891, 1892, 1893
Fleischermeister O. Stempner
1900, 1910
Fleischerei und Wurstfabrik von Fleischermeister Paul Julich
Jüdisches Leben in Lindenau
Hier, in der dritten Etage dieses Eckgebäudes Lindenauer Markt 22, wohnte Familie Oelsner. Drei sogenannte Stolpersteine im Fußweg vor dem Haus erinnern an Johanna, Richard und Wilhelm Oelsner.
Das "Schicksal" der Familie Oelsner erschließt sich bisher weitgehend nur aus der Sicht einer engen Freundin von Frau Oelsner. Johanna Anna Oelsner, geb. Schiftan, kam am 25.4.1871 in Oppeln, Schlesien, zur Welt. Ihr Mann, Richard Oelsner stammt ebenfalls aus Schlesien und wurde am 9.1.1871 in Breslau geboren. Die Freundschaft mit Anna Radestock (Jg. 1855) geht möglicherweise auf den gemeinsamen Geburtsort Oppeln zurück. Frau Radestock wohnte aber schon lange in Leipzig, als am 30.7.1903 Wilhelm Baruch Oelsner noch in Oppeln zur Welt kam. Wann die Familie nach Leipzig kam, ist z. Zt. noch unbekannt. Die Nachfahren von Anna Radestock berichteten, dass Frau Oelsner oft Gast des Hauses gewesen war. In Leipzig sollen Johanna und Richard Oelsner ein Wäschegeschäft betrieben haben.
Frau Oelsner erzählte, dass sie nachts aus ihrer Wohnung am Lindenauer Markt abgeholt wurden und in ein so genanntes Judenhaus in die Färberstraße einziehen mussten.
Der ehemalige Kaufmann Richard Oelsner, inzwischen Rentner, musste Zwangsarbeit in der Städtischen Arbeitsanstalt verrichten, sein Sohn im Gartenbau. Wilhelm Baruch Oelsner war mit einer Nicht-Jüdin verheiratet.
Das Ehepaar Johanna und Richard Oelsner wurde am 19.9.1942 nach Theresienstadt deportiert. Nachdem der Familie Leopold vor diesem Transport die Flucht gelang, gehörte Wilhelm Oelsner zu den sechs Geiseln, die am 11.11.1942 verhaftet worden sind. Am 16.1.1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und am 1.3.1943 im Alter von 39 Jahren ermordet.
Sein Vater Richard Oelsner kam am 10.5.1943 im Ghetto Theresienstadt 72-jährig ums Leben, seine Mutter Johanna Oelsner, 73 Jahre, am 10.12.1944.
Der nächste "Stolperstein" liegt vor dem Haus Lindenauer Markt 8 für Johannes Erich Palusczyk (1902-1940).
Einträge aus dem Leipziger Adressbuch 1933:
Otto Busch Betten. Lindenauer Markt 22
A. Junghans Auswärtrin. Lindenauer Markt 22, 1. Etage
A. Kluthmann Witwe Lindenauer Markt 22, 1. Etage
Th. Knabe Vertreter Lindenauer Markt 22, 2. Etage
M. Pohle Eisendreh. Lindenauer Markt 22, 2. Etage
K. Wloczyk Tapezier. Lindenauer Markt 22, 2. Etage
A. Jacob Witwe Lindenauer Markt 22, 3. Etage
G. Jacob Bildhauer Lindenauer Markt 22, 3. Etage
H. Kratzsch Witwe Lindenauer Markt 22, 3. Etage
Richard Oelsner Vertreter Lindenauer Markt 22, 3. Etage
R. Knauf Arbeiter Lindenauer Markt 22, 4. Etage
Rudolf Regenbrecht Tischler Lindenauer Markt 22, 4. Etage
Einträge aus dem Leipziger Adressbuch 1940:
Hans Fritz Müller, Optikermeister, Staatlich geprüfter Optiker, Optik-Photo (zugleich Hauseigentümer)
Otto Busch, Betten
Rosa Kurbach, Reformhaus
Richard Oelsner, Rentner, 3. Etage
1947
Augenoptiker Hans Fritz Müller, Staatlich geprüfter Optiker
Leipzig W33
Lindenauer Markt 22
Zur Geschichte des Optik-Geschäftes teilt Fa. Brillenstudio Brödner (Inhaber: Martin Schöder) freundlicherweise mit:
Geschichte unseres Unternehmens
1919 -1963
Jedes Haus hat seine Geschichte. Im Hause Brödner beginnt diese vor fast einem Jahrhundert. Im Jahr 1919 wird das Unternehmen von Hans Fritz Müller gegründet. Er ist ausgebildeter Mechaniker mit Studienabschluss im Fach der Augenoptik. Als Besitzer des Hauses am Lindenauer Markt 22 und der umliegenden Häuser entscheidet er sich damals bewusst für den heutigen Firmensitz. Das Hauptgeschäft liegt in der sich immer weiter ausdehnenden Photobranche, die Augenoptik ist nur Randgeschäft.
Das staatliche System der Brillenversorgung vor dem Krieg erinnert sehr stark an das der heutigen Zeit: Die Kosten für eine Sehhilfe werden von den Kunden selbst und nicht von Krankenkassen getragen. Der Geschäftsmann Müller hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, und so entsteht die Idee für ein internes Sozialsystem im Hause Brödner (damals Müller). Die Preise für Bedürftige werden stark gesenkt, die Preise für Mehrverdiener angehoben – so kommt es zu einem sozialen Ausgleich. Das System wird von der gesamten Kundschaft akzeptiert und während des Ersten Weltkrieges so beibehalten.
In der Werkstatt werden alle Brillengläser bis Ende der dreißiger Jahre mit der Hand eingeschliffen. Erst dann avancieren die ersten Anbieter von Halb- und Vollschleifautomaten in Deutschland: Die Firma Weco, bis heute Lieferant für Schleifautomaten im Hause Brödner, und die Firma Nitzsche & Günther sind die ersten Anbieter.
Nach dem Krieg vergrößert sich der Bereich der Augenoptik, aber das Photogeschäft bleibt Haupteinnahmequelle. 1953 verstirbt Hans Fritz Müller. Seine Frau führt die Geschäfte weiter bis zu Ihrem Ruhestand im Jahr 1963.
1963 - 2005
Im Jahr 1963 übernimmt der junge Optiker-Meister Joachim Brödner die Geschäfte von Frau Müller. Herr Brödner erneuert das Geschäft und läutet auch optisch moderne Zeiten ein. Das interne Sozialsystem ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschafft: Brillen gibt es in der DDR auf Zuteilung, mit landeseinheitlichen Festpreisen und Unterstützung von der Krankenkasse. Lediglich Sonderanfertigungen und zusätzliche Leistungen werden privat abgerechnet.
Die gesamte Kollektion der DDR-Brillen umfasst rund 50 Fassungen, die nach und nach modernisiert werden. Importe sind die Ausnahme. Dazu gehören Lieferungen aus Ungarn und Polen.
Das große Handycap zu DDR Zeiten sind die geringen Rohdurchmesser der Brillengläser, die das Einarbeiten in die damals modernen Fassungen bei hohen Stärken unmöglich macht. Auch Herr Brödner zeigt besonderen Einsatz für seine Kunden: Der Mangelware setzt er persönliche Handarbeit entgegen: Er selbst produziert individuelle Anfertigungen - mit Werkzeugen, die er selbst entwickelt hat.
[...]
Die Wende 1989 bringt große Veränderungen mit sich. [...] Fortan gibt es Brödner auch in Böhlitz-Ehrenberg.
2005
geht Herr Brödner zusammen mit seiner Frau, die direkt hinter dem Optiker-Laden ein Friseurgeschäft betreibt, in den Ruhestand.
Quellen/Literatur/Weblinks:
- Leipziger Adressbuch 1891, 1892, 1893, 1925, 1933
- Adreßbuch der Reichsmessestadt Leipzig mit Markkleeberg, Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Mölkau 1940
- Leipziger Handwerk. Amtliches Firmen- und Bezugsquellen-Verzeichnis. Verkehrsamt der Stadt Leipzig 1947
- www.stolpersteine-leipzig.de/index.php?id=199
- Sammlung Lindenauer Stadtteilverein e. V.
- www.geni.com/family-tree
- www.brille-leipzig.de
> Film Leipzig Lindenau 1910
- Drei sogenannte Stolpersteine vorm Haus im Fußweg an der Ecke zur Demmeringstraße erinnern an Johanna & Richard Oelsner und ihren Sohn Wilhelm Oelsner.
Gegenwart
Lindenlädchen
Lindenauer Markt 22
04177 Leipzig-Lindenau
(Ladenzugang über die Demmeringstraße)
Telefon: 0341-478 22 70
Im Lindenlädchen verkaufen Mitarbeitende mit Behinderungen ausgewählte Produkte aus den Lindenwerkstätten in Leipzig, Panitzsch und Schkeuditz. Kundinnen und Kunden haben dort außerdem die Möglichkeit, den Mitarbeitenden bei der Anfertigung eines Produktes über die Schulter zu schauen.
Das Angebot umfasst:
- Holzprodukte
- Keramik- und Filzprodukte
- Schmuck
- Wurstwaren, Eier, Eierlikör, Nudeln
- saisonale Pflanzen und Gemüse aus eigenem Anbau
Öffnungszeiten:
Mo geschlossen
Di 10:00 - 17:00 Uhr
Mi 10:00 - 15:00 Uhr
Do 10:00 - 18:00 Uhr
Fr 10:00 - 15:00 Uhr
www.lindenwerkstaetten.de
Blumen am Markt
Inh. Jan Beinhorn
Lindenauer Markt 22
04177 Leipzig-Lindenau
Telefon: 0341 26311324
Fax: 0341 21955464
Mail: Blumen-am-Markt@gmx.net
www.blumen-am-markt.net
Comfort-Schuh Koch
Inh: Andreas Koch, Orthopädie-Schuhmacher- meister
Lindenauer Markt 22
04177 Leipzig-Lindenau
Tel.: 0341-4802066
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag
9:00-13:00 und 14:00-18:00 Uhr
Freitag
9:00-13:00 und 14:00-16:00 Uhr
www.ortho-koch.de