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Häuserliste
Dreilindenstraße 2 Marktschlößchen
04177 Leipzig-Lindenau
- Dreilindenstraße 2 in Leipzig-Lindenau, Foto: Freddo213, Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, wikimedia, 96081441
Aus der Geschichte dieses 1899 erbauten Eckhauses:
Hier, in der damaligen Lindenstraße 2, I. Etage, wohnte um 1900 der Modelltischler Heinrich Wiegand (Senior) mit seiner Familie. Sohn Heinrich Wiegand (Junior) war nach dem Besuch des Lehrerseminars in Leipzig-Connewitz - gemeinsam mit dem gleichaltrigen Max Schwimmer aus Lindenau - von 1914 bis 1915 als Hilfslehrer tätig. Ab 1915 nahm er am Ersten Weltkrieg teil, bis er 1917 in englische Kriegsgefangenschaft geriet. 1919 kehrte er nach Leipzig zurück und arbeitet hier seit 1920 als Volksschullehrer sowie als Pianist für verschiedene Kabaretts.
Wiegand schrieb für verschiedene Publikationsorgane Glossen und zahlreiche Konzert- und Theaterkritiken. Seit 1924 war er Mitarbeiter der Leipziger Volkszeitung. 1928 gab Heinrich Wiegand den Lehrerberuf auf und war nun hauptsächlich als freiberuflicher Kulturjournalist tätig. Wiegand war mit zahlreichen Schriftstellern, darunter Walter Mehring, Joachim Ringelnatz, Max Herrmann-Neiße, Erich Weinert und natürlich mit Max Schwimmer bekannt. 1924 begann seine lebenslange Freundschaft mit Hermann Hesse.
Im März 1933 musste Heinrich Wiegand aus Deutschland fliehen. Er ging ins Exil in die Schweiz. Dort erhielt er Zuflucht bei Hermann Hesse.
Hier in der Dreilindenstraße 2, Ecke Lindenauer Markt wohnte bis 1946 Julius Schimann.
Nachname: Schimann
Vorname: Julius
Beruf: Polizeibeamter a. D.
Adresse: Dreilindenstraße 2
Postzustellbereich: W 33
Etage: III
Ort: Leipzig
Quelle: Leipziger Adressbuch 1949
Julius Schimann kämpfte zur Zeit des Ersten Weltkrieges nicht als Soldat. 1914 wurde er der Leibbursche bei einem der bekanntesten deutschen Heerführer: August von Mackensen. Als dessen Diener bewirtete er auch hohe Staatsgäste wie den türkischen Sultan, den bulgarischen Zaren Friedrich August III. oder den deutschen Kaiser Wilhelm II. 1918 wurde Julius Schimann im Gefolge von Generalfeldmarschall August von Mackensen, der sich auf dem Rückweg nach Deutschland befand, von den alliierten Streitkräften verhaftet und erst in Ungarn, dann in Griechenland festgehalten.
Erst 1920 kam Julius Schimann aus seiner Kriegsgefangenschaft frei. Er konnte nach Deutschland und zu seiner Geliebten Gertrud Schumann zurückkehren. Die beiden heirateten in Leipzig und gründeten eine Familie. In dem Schrebergarten der jungen Familie errichtete Julius Schimann die Gartenlaube, die über Jahrzehnte ein Familiengeheimnis bergen sollte. In den 1920er Jahren wurde Julius Schimann Polizist in Leipzig und blieb dies bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. 1946 wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und verschwand für fast fünf Jahre in verschiedenen Lagern. 1950 wurde er in den "Waldheimer Prozessen" als angeblicher NS-Täter zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Doch bereits acht Tage nach der Urteilsverkündung ist Julius Schimann im Alter von 58 Jahren tot.
1908
lebten hier in der Dreilindenstraße 2 u.a.
Karl Albrecht Geschirrführer
Willy Albrecht Barbier
Robert Birkenstock Büfettier
1927
begann der Gummidrechsler Ernst Wolfram (* 1869; + 1937) in Dreilindenstraße 2 mit der Anfertigung von plastischem Zubehör zu Zinnfiguren. Er wohnte und arbeitete in der Dreilindenstraße 2/I in Leipzig-Lindenau und zog Ende des Jahres mit der Fabrikation in die Angerstraße 21 um. weiter...
1949
Auszug aus dem Leipziger Adressbuch für die Dreilindenstraße 2:
Gustav Ahnert Schlosser
Reinhold Bernhard Rentner
Marie Bernhardt Privata
Paul Böttger Maurer
August Domogalla Arbeiter
Fritz Drescher Chemiewerker
Elsa Hahndorf Friseurgeschäft
Richard Herling Kraftwagenführer
Hellmuth Knoth Gastwirt Gaststätte Marktschlößchen
Margarete Lorber
Stanislaus Modrsinski Arbeiter
Theophil Modrsinski Schuhmacher
Ida Müller
Theo Nebe Reichsbahnarbeiter
Martha Rosch Kanzleiangestellte
Bertha Rose
Kurt Schille Amtsgerichtsrat
Julius Schimann Polizeibeamter a. D.
Ernst Wolfram Drechsler
Artur Wunderlich Fuhrunternehmen
1990er Jahre
Friseursalon "Karin" und Nagelstudio
2009
stand das Haus zum Verkauf
2014
Sanierungsankündigung durch die Dolphin Capital GmbH
2015
Komplettsanierung
Quellen/Literatur/Weblinks:
- Leipziger Adressbücher 1895, 1900, 1904, 1908, 1927, 1932, 1933, 1949
- Sammlung Lindenauer Stadtteilverein e. V.
- MDR-Fernsehen: "Spur der Ahnen"
- www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/meine-geschichte/julius-schimann100.html
- www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Wolfram_Leipzig/Wolfram_Leipzig.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Wiegand_(Schriftsteller)
- https://lindenaubibliografie.wordpress.com/heinrich-wiegand
- www.lehmstedt.de/wiegand
Weitere Informationen:
Wiegand Heinrich 1900 Dreilindenstr. 2.JPG
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